Donnerstag, 19. Dezember 2013

Konsum (modernes Wort für "Sisyphos-Aufgabe")

Kennen Sie den noch: Sisyphos, der als Strafe einen riesigen Stein immer wieder einen Berg hochrollen muss, der ihm dann immer kurz vor der Bergspitze entkommt und wieder hinunter rollt? Wir kennen diese alte Geschichte als Metapher für schwere endlose Aufgaben, die somit eigentlich gar keinen Sinn machen sondern eher wie eine Strafe wirken. Was das jetzt mit Konsum zu tun hat? Dann versuchen Sie doch mal glücklich zu werden indem Sie sich schöne Sachen kaufen.
Was ist eigentich Konsum? Es gibt da sicherlich ganz viele aufschlussreiche Definitionen - mir ist nur wichtig, dass es ein gesellschaftliches Ideal (oder eine Illusion) ist, das "etwas kaufen" glücklich macht. Wenn wir etwas "haben" oder "bekommen" geht es uns besser. Deswegen wegen kaufen wir viel mehr als wir brauchen. Natürlich ist es schön, sich über einen neuen Teppich im Wohnzimmer zu freuen! Aber sich jeden Monat einen neuen Teppich ins Wohnzimmer zu kaufen, um das Glücksgefühl zu wiederholen, ist eher schwachsinnig.

Sie halten das für übertrieben? Aber genau das machen wir immer! Oder wie viele Jacken, Schuhe oder andere Klamotten braucht man wirklich? Sie meinen das mit dem Teppich stimmt nicht? Ja und nein: Natürlich kauft man sich nicht immer wieder den gleichen Teppich neu (die meisten zumindest nicht) - aber wissen Sie wie viel für "schöner wohnen" ausgegeben wird? Es gibt so viele Themen, die uns "Glück durch Kauf" suggerieren. Tolle Klamotten, tolle Wohnung, tolles Auto, tolles Handy, toller Fernseher etc. Und das was Sie gerade erst gekauft haben ist zwei Monate später schon wieder alter Krempel, aus der Mode oder halt einfach nicht das "Neueste vom Neuesten".

Es ist ja gerade Weihnachten und die Kommerz- und Konsum- Maschine läuft gerade auf Hochtouren. Weihnachten hat ja - im Gegensatz zum Geburtstag - jeder zur gleichen Zeit. Das ist also nicht verwunderlich, aber es ist die "Primetime" des "Kauf-Dich-glücklich". Natürlich geht es darum andere zu beschenken - das ist ja sogar sehr ehrbar. Aber warum müssen wir uns denn soviel Kram gegenseitig hin und her schenken? Weil es ein tolles, gesellschaftliches Ritual ist. Im Gegensatz zu normalem Konsum ist es kein "Kauf-Dich-glücklich" sondern ein "Kauft-Euch-gegenseitig-glücklich".

Aber warum machen wir das? Ich habe es schon angedeutet: Es gibt da so gesellschaftliche Vorstellungen, dass Besitz etwas gutes ist. Während es in früheren Zeit sicherlich gut war, wenn man ein Dach über dem Kopf hatte, genug Essen gelagert hatte und vielleicht noch eine Karre für den Anbau von Lebensmitteln hatte. Aber aus diesen paar Dingen, die wir wirklich brauchen, wurde ein Ideal das keine Grenzen kennt: Je mehr alle haben, desto mehr will man auch selbst haben - entweder um auch so viel zu haben oder um mehr als andere zu haben. Dieses Ideal wird einfach immer wieder an die nachwachsende Generation weitergegeben - sei es direkt durch die Eltern (Erziehung) oder durch die Freunde, Bekannte oder sogar Fremde (Sozialisation).

Heutzutage ist das natürlich nicht nur ein "Lifestyle-Ding", sondern da lässt sich natürlich viel Geld verdienen. Unternehmen und ihre Werbung zeigen uns, wie toll ein neues Auto ist oder wie wichtig schöne Klamotten sind. Die Werbung ist geradezu dafür ausgelegt Ihnen zu suggerieren, dass Sie das beworbene Teil gaaaaaanz dringend brauchen - oder besser noch: Das nur dieses Ding Sie wirklich glücklich macht. Aber solche Behauptungen gibt es viele: Haben Sie Schulkinder? Mit welchen "Must-have"-Befehlen kommen die denn jeden Tag aus der Schule zurück! Man muss einfach dazu gehören. Als Unternehmen hätte man es aber sonst schwer... Wer soll denn sonst die ganzen überproduzierten Ramsch kaufen? Wenn Sie Ihre Glotze 6 Jahre lang benutzen, dann verdient die arme Fernseher-Firma ja gar kein Geld bis dahin...

Das führt also alles - da kann man sich nur schwer raushalten - zu kaufen, kaufen, kaufen. Haben Sie auch schon so einen tollen Kredit ohne Schufa-Prüfung? Ja, die meisten Kreditnehmer bekommen den leider nicht mehr anderst - aber die Bude ist voll mit Zeug, dass leider schon wieder veraltet ist. Das Problem ist jetzt aber, dass das vielleicht doch gar nicht glücklich macht!? Wenn Sie wegen Ihren Ratenkrediten nicht mehr schlafen können, wenn die tollen Freunde (ihres Autos oder Ihrer Klamotten) irgendwie *rschlöcher sind, wenn das neue Sofa seinen Reiz nach zwei Wochen verliert, wenn Sie trotz teuerer Klamotten einfach nicht beliebter werden, wenn die neuen Glotzen viel besser sind als Ihre frisch gekaufte.

Konsum ist also eine Sucht, die kurzfristigen Rausch bringt aber nur kurz anhält (wie ein guter Drogen-Trip). Danach kommt die Realität zurück und Sie müssen sich wieder was kaufen... Macht das denn Sinn? Sie machen etwas, das Sie eigentlich nicht oder nur scheinbar und ganz kurz glücklich macht. Und hinterher gehts Ihnen nicht besser oder sogar schlechter (wenn der nette Mann vom Gericht schon wieder vorbei schaut). Wir kaufen uns Dinge, weil jeder sagt, dass das sein muss und glücklich, schön, beliebt und toll macht. Stimmt aber nicht. Was macht denn dann glücklich? Genau das ist die Frage! Suchen Sie die Antwort - immerhin haben Sie vielleicht gerade festgestellt, dass die Ramsch-Kauferei eigentlich gar nichts bringt. Überlegen Sie doch mal, welche Käufe vielleicht wirklich glücklich machen und welche nicht. Und wenn Sie schon dabei sind: Wenn Zeug kaufen nicht glücklich macht - was macht Ihnen denn Spaß? Das muss übrigens nichts sein was "alle toll finden".

Also wenn Sie trotz immenser Kaufrausch-Missionen einfach nicht glücklich werden, dann hören auf, diesen Konsum-Steinbrocken immer den Berg hoch zu rollen - Sie kriegen Ihn eh nicht auf die Spitze. Sisyphos schafft den Brocken nicht und Sie werden nie glücklich, wenn Sie weiter Schrott kaufen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen